A/ J: Wer bist du? Eine kurze Vorstellung, Name, in welcher Abteilung du arbeitest und einen Funfact über dich.
E: Also mein Name ist Eveline Kurz. Ich arbeite in der Schneiderei, bin da in der Führung und leite die Schneiderei alleine im Theater. Ich habe eine Schneiderlehre gemacht und bin jetzt ungefähr das vierte Jahr hier. Ich fühle mich hier sehr wohl, arbeite 30 Stunden in der Woche und nicht so wie im Theater üblich am Abend, sondern am Tag. Meine Arbeitszeiten sind hauptsächlich von 8:00 bis 16:00. Zu dem Funfact, also ich bin sehr kreativ, male vor allem Aquarell; ich trommele in zwei verschiedenen Trommelgruppen, in einer Showgruppe und einer Percussiongruppe und dann mache ich auch noch Kreistänze.
A/ J: Kreistänze?
E: Ja, vor 15 Jahren habe ich eine Ausbildung zum kreativen Ausdruckstanz und Kreistänzen, sowie Tänzen aus aller Welt gemacht und das leite ich auch selbst einmal im Monat an.
A/ J: Ah, das ist richtig cool. Dann die nächste Frage ist: Was sind deine Aufgaben im Theater und was machst du den ganzen Tag, wenn du hier bist?
E: Also meine Aufgabe ist, mit dem Kostümbildner zusammenzuarbeiten. Der kommt mit Zeichnungen und Fotos, dann schaue ich, was anzufertigen ist und was für Stoffqualität ich brauche. Dann muss ich mit dem Kostümbildner nochmal besprechen, was für Schnitte er will, die werde ich auch anfertigen, so gut es geht oder verändern. Es gibt so Fertigschnitte, aber meistens passt das im Theater nicht, da muss ich dann ein bisschen was ändern. Manchmal mache ich auch eine Schnittprobe. Das heißt, dass ich einen Schnitt mit einem anderen Stoff erst nähere und dann die Anprobe mache, um zu schauen, ob der Schnitt so passt. Es gibt ja so viel Verschiedenes im Theater, da ist nichts gleich, sondern immer ein bisschen anders.
Ich fange früh an und beschäftige mich dann mit den Kostümen. Erst mit dem Schnitt, dann mit dem Zuschneiden und Nähen und später gibt es ganz viele Anproben. Die Schauspieler kommen zum Anprobieren und dann nähe ich weiter. Bei den Anproben ist meistens auch der Kostümbildner dabei, der dann für sich schaut, ob alles so passt, wie er das gerne hätte. Alleine entscheide ich sowieso nichts, aber ich kann eben meine Tipps und Meinung einbringen, damit es später auch gut passt.
A/ J: Und wenn mal etwas kaputt geht?
E: Kurz vor der Vorstellung bin ich nicht da, das machen dann die Kostümpfleger. Die kümmern sich um die Kostüme, nachdem sie bei mir rausgehen. Eine Woche bevor die Premiere ist, sollten sie normalerweise fertig sein, und dann übergebe ich es der Ankleiderin. In der Regel können die Ankleiderinnen nähen. Wir haben das Glück, dass beide Nähen und Reparieren können, eine hat sogar eine Schneiderlehre gemacht und es ist ein gutes Gefühl zu wissen, dass sich beide auskennen. Zu denen geht das dann weiter, da leite ich auch gut an, gebe Schwachstellen bekannt. Wo kann leicht was reißen? Wo muss man aufpassen? Was darf man nicht waschen und so weiter. Dann übergebe ich es und dann ist es auch nicht mehr in meiner Hand und ich bin nicht mehr zuständig. Klar, wenn was ganz schlimm kaputt ist, dann bin ich am Montag ja wieder da, um mitzuhelfen, aber ansonsten machen die das alleine.
A/ J: Dann hast du vorhin deinen Werdegang schon angeschnitten und jetzt ist die Frage, wie lange du schon am Theater arbeitest, wie du hierhergekommen bist und was du vorher gelernt hast?
E: Ich bin jetzt so die vierte Spielzeit da. Ich habe eine Schneiderlehre gemacht, gleich nach der Mittelschule und danach bin ich in die Modeschule in München gegangen. Das war ganz schön. Da habe ich auch Schnittzeichnen gelernt. Daraufhin habe ich in verschiedenen Betrieben viel im Entwurf gearbeitet. Mal habe ich Babysachen entworfen, dann habe ich in einer Firma gearbeitet, für Talbot Runhof Kleider nähen, das war sehr hochwertig. Zwischendrin habe ich auch Kinder bekommen, habe aber auch immer schon Kleingewerbe angemeldet und immer geschneidert. Das ist so auch meine Leidenschaft und mein Beruf gleichzeitig.
Und wie ich ins Theater gekommen bin. Ich habe ein bisschen Arbeit gesucht, weil ich mehr arbeiten wollte. Aber ich wurde angeworben, also ich hab mich nicht selbst vorgestellt, sondern ich bin angerufen worden “das Theater bräuchte eine Schneiderin” und dann habe ich zugesagt, aber unter dem Einwand, dass ich kein Wochenende arbeite. Seitdem bin ich hier und das klappt wunderbar.
A/ J: Okay cool und dann haben wir noch eine Frage: Hast du eine Lieblingsproduktion, die du erlebt hast und wenn ja, welche und warum? Du kannst auch eine Top 3 sagen, wenn du dich nicht für eine entscheiden kannst.
E: “Der Sturm” muss ich sagen, das hat mir sehr gut gefallen. Mit dem Kostümbildner zusammenzuarbeiten und dabei die Formen und die Muskeln zu nähen, zu formen, zu bemalen und zu spritzen. Viel davon hat zwar dann der Kostümbildner selber gemacht, aber dabei konnte ich sehr viel für mich lernen.
Was mir auch noch gut gefallen hat, war “Kaisers neue Kleider”. Das war eine Produktion, da habe ich alles genäht. Also wirklich jedes Kostüm außer die Strumpfhosen habe ich selbst genäht. Das war schon sehr schön, wenn man dann bei der Premiere da sitzt und sagen kann, das habe ich alles genäht. Die Kostüme davon werden auch immer wieder gebraucht, wie zum Beispiel letztens beim Märchenzoo.
Ja, und “Alice im Wunderland“ war auch nochmal schön. Da musste ich dann auch ganz schnell noch ein Kleid nähen und das hat dann auch noch so gut gepasst, das ist schon toll, wenn sowas dann immer klappt.
Oder auch „Picasso“, das war auch sehr schön, weil eigentlich ist es eine totale Herausforderung für die Tänzer Kostüme zu nähen, weil die so viel aushalten müssen, und auch total beweglich sein müssen. Dabei sieht man das als Zuschauer immer nicht.
Sonst ist eigentlich jede Produktion interessant, vom Anfang bis zum Schluss. Man könnte so viel erzählen, das hört eigentlich nie auf.
A/ J: Ja toll, dann haben wir unsere letzte Frage, was ist dir besonders in Erinnerung geblieben oder an was musst du immer denken, wenn jemand sagt: „Denk mal an eine lustige Geschichte am Theater“?
E: Ja, die Schlüsselgeschichte war schon lustig. Ich habe mir eine Probe angeschaut und habe vorher meinen Schlüssel irgendwo abgelegt, aber schon im Raum, wo ich ihn normalerweise hinlege, auf den Tisch oder so. Nach der Vorstellung komme ich dann um dreiviertel zehn zurück in den Raum und der Schlüssel ist weg und ich kann nichts machen. Ich kann nicht zusperren, aber wenn wer sperrt, ist der weg und dann komme ich am nächsten Tag gar nicht mehr in die Arbeit. Und dann komme ich am nächsten Tag wieder auf die Arbeit und der Schlüssel liegt wieder da, wo ich ihn hingelegt hatte. Alles ist wieder gut. Das war dann schon lustig, weil es sich aufgelöst hat, dass jemand anderes den aus Versehen mitgenommen hat
A/ J: Ja, das war’s dann eigentlich schon. Danke dir für deine Zeit!
E: Ja, gerne!