Mit diesem Klassenzimmerstück war das Theater an der Rott in der vorigen Spielzeit thematisch einmal mehr am Puls der Zeit, denn Verschwörungstheorien haben Hochkonjunktur. Und wie sehr Ansichten zu Schulmedizin und Haltungen zu Impfungen die Gesellschaft spalten können, haben wir in den letzten drei Jahren erlebt. Jonas, ein junger Mann, taucht plötzlich in der Klasse auf. Gehetzt erzählt er, er werde verfolgt. Er fühlt sich gejagt, weil er die Wahrheit über 5G, Bill Gates, Impfungen und Aliens kennt und sie allen erzählt, alle aufwecken, vielleicht sogar beschützen will. Im vermeintlichen Schutz von Alufolie, seiner Meinung nach das Allheilmittel, lebt er ein anstrengendes Leben zwischen Verfolgungsangst und Einsamkeit: Einkaufen wird zum strategischen Krieg, die Wohnung wird zur Silber-Festung, die Familie weicht dem gerichtlichen Kontaktverbot und die schöne Nachbarin Trixi wird stundenlang heimlich gestalkt.
Autorin Ursula Kohlert zeichnet empathisch nach, wie Jonas immer radikaler und tiefer in Verschwörungsgeschichten eintaucht – und wie sehnlichst er sich einen Ausweg und ein sorgenfreies Leben wünscht. Sie schildert Jonas’ Weg bis zur äußersten Zuspitzung seines Wahns. Ein aufrüttelndes wie berührendes Stück, das zeigt, wie Verschwörungstheorien und fake news in den persönlichen und privaten Lebensbereich einwirken und welches Leid sie dort anrichten können.