Das Theater vor Wind und Wetter schützen – Die Bühnentechnik

A/ J: Also erstmal zum Anfang, wer bist du? In welcher Abteilung arbeitest du und einen Funfact über dich?

S: Ich bin die Eder Sigrid, bin schon eine Zeit lang da, also ich sage immer, ich habe nach dem Krieg und vor Corona hier angefangen. Ich arbeite bei der Technikabteilung unter anderem als Bühnenmeister. Ich mache Proben- und Vorstellungsbetreuung. Was bei uns außergewöhnlich, bei anderen Theatern oft nicht üblich ist, ist, dass wir die Bühnenbilder auch selber bauen. In anderen Theatern gibt es Werkstätten und einen Werkstattmeister; dieser kümmert sich ausschließlich um das Bauen des Bühnenbilds. Er ist einmal beim Aufbau dabei, um das einmal abzuchecken und danach gibt es eine Werkstattabnahme und er übergibt das Bühnenbild an die zugehörige Technik. Bei uns läuft das halt alles ineinander, aber das ist unter anderem das, was mir hier so Spaß macht. Weil, wenn ich nur Bühnenmeister oder nur Veranstaltungstechniker wäre, würde ich gar nichts machen wollen. Ich habe Schreiner gelernt und arbeite einfach sehr gerne mit Holz und außerdem mag ich es, meine Sachen selbst zu machen, weil auf- und abbauen muss ich sie ja auch selbst.
Ein funfact über mich ist, dass ich gerne Motorrad fahre und “um die Häuser ziehe” in meiner Freizeit, so als Ausgleich.

A/ J: Du hast das gerade schon ein bisschen angesprochen. Was sind deine Aufgaben am Theater und was machst du den ganzen Tag bzw. wie läuft so ein Tag bei dir ab?

S: Ja, in der Regel wechseln Christoph und ich uns ab. Hauptsächlich bei den Vorstellungen. Jeder hat seine Produktion, wofür er zuständig ist. Man ist dann für die Proben zuständig und bei den Vorstellungen dabei. Wenn ich dann gerade keine Wochenenden arbeite, fängt mein Tag um 7 in der Werkstatt an, damit was vorangeht und ich höre dann je nachdem um 3 oder 4 auf. Wenn man am Wochenende arbeiten muss, ist das natürlich dann wieder anders und man muss es ein bisschen anpassen. Aber die Abwechslung ist super, weil wenn man jedes Wochenende Dienst hätte, dann ist das auf Dauer schon anstrengend. Das war früher öfter so, da wär ich beinahe durchgedreht.

A/ J: Ja, das können wir uns vorstellen. Was genau machst du dann hier in der Werkstatt bzw. wie läuft sowas hier ab?

S: Joa, zuerst kommt der Bühnenbildner, da haben wir dann zu Beginn eine Bauprobe, in der besprochen wird, was möglich ist und was nicht möglich ist. Der Florian zum Beispiel kennt ja das Haus und unsere Möglichkeiten schon, da gibt es meistens keine großen Probleme. Die Schwierigkeit ist eher, wenn wir draußen spielen. Da stellt sich dann die Frage, wie wir die Wände draußen festmachen. An die Bühne kann ich nichts dran schrauben und muss deshalb alles mit Gewichten etc. fixieren. Wenn dann bisschen Wind kommt, haut das sonst das ganze Bühnenbild weg. Außerdem müssen wir ja jeden Tag alles auf- und abbauen, einfach weil es zu gefährlich ist, falls mal ein Gewitter kommt. Dann wäre alles kaputt.

A/ J: Ja das wäre tatsächlich blöd, wenn das passiert. Machst du dann auch so Kleinigkeiten im Theater?

S: Ja, ja. Falls was kaputt geht, ist es eh klar, dass wir das reparieren. Oft sind das dann auch Hausmeisterarbeiten, nur so Kleinigkeiten. Wenn es etwas Größeres zu reparieren gibt, melden wir das im Landratsamt und dann kommt von dort jemand.

A/ J: Okay, dann hast du vorhin schon mal deinen Werdegang angesprochen. Was hast du vorher gemacht und wie bist du zum Theater gekommen?

S: Ich habe Schreiner gelernt und war 10 Jahre in der Schreinerei beschäftigt. Bei mir war es so, dass ich Bau- und Möbelschreiner gelernt habe, da haben wir dann Fenster und auch Möbel gemacht. Das war eigentlich interessant. Danach war ich noch zwei Jahre in einer Spielzeugfabrik, Eichhorn, wenn euch das was sagt, die gibt’s ja nicht mehr. Da hätte ich eigentlich einen super Job gehabt, aber wir haben nur Schichtarbeit gearbeitet und das hat mir nicht so gefallen. Da habe ich verschiedenes aus Holz gemacht, unter anderem Eisenbahnen und Holzstücke, die man zusammenbaut. Aber auch Prototypen habe ich oft erstellt. Zum Beispiel so ein Bettgestell für kleine Kinder, da gabs danach noch ein paar Verbesserungen und dann wurde entschieden, ob das in Serie gehen würde oder nicht. Ja und dann habe ich einmal in der Zeitung gelesen, dass sie hier am Theater jemandensuchen, und zwar dringend, weil jemandgestorben ist. Und dann habe ich die Chance genutzt und mich beworben. Das war 1993.

A/ J: Ja, spannend, dann kommt auch schon die nächste Frage. Du bist jetzt schon recht lange hier, aber kannst du trotzdem eine Lieblingsproduktion oder eine Top3 festlegen?

S: Ich mag ja mehr, so das das Musikalische: Musicals, Operetten und so. Ich bin eher weniger ein Schauspiel-Mensch. Obwohl wir tolle Schauspielstücke haben und gehabt haben. Aber jeder hat ein bisschen andere Vorlieben.
Wir hatten viele tolle Sachen schon gehabt. “Evita”, “den kleinen Horrorladen”, den hatten wir ja früher auch schon mal oder die “Rocky Horror Picture Show”, das war alles super. Wir hatten schon so viel Gutes. Die Operette „Anatevka“ hat mir auch sehr gut gefallen.
Mir gefallen Operetten, weil alles live ist, die Musiker sitzen im Graben, der Chor – früher war Ballet dabei, mittlerweile sind es Tänzerinnen – das Bühnenbild und wie das alles zusammenkommt und miteinander funktioniert, das fasziniert mich bis heute noch.

A/ J: Schön. Wir haben jetzt noch eine Frage an dich. Was ist so ein besonderes Erlebnis oder eine lustige Geschichte, die du erlebt hast.

S: Ja, da haben wir „Ladies Night“ gespielt. Das war eine Komödie mit Musik und die Männer haben gestrippt. Früher durften wir ja auch noch im Haus rauchen und dann saßen wir in der Pause auf den Treppen und haben uns mit den Schauspielern ein bisschen unterhalten. Ich meinte damals zu dem einen Schauspieler, der aus Hamburg kam, aber erzählt hatte, dass er gebürtiger Engländer war: “Da kannst du aber schon gut Deutsch, obwohl du erst zwei Jahre in Hamburg wohnst” und dann sagt der zu mir: “Aber du nicht”. Weil ich natürlich voll bayrisch “geschmatzt” habe und dann haben alle total gelacht.
Aber es gab schon mehrere lustige Sachen, bei jedem Stück ist eigentlich mal was lustiges dabei. Wenn du immer bei den Proben und den Vorstellungen dabei bist, kannst du irgendwann das Stück auswendig und dann fallen dir die Stellen auch auf.

A/ J: Ja, das stimmt. Dann danke dir für deine Zeit, es hat uns sehr gefreut!

S: Bitte, bitte.

Theater an der Rott Eggenfelden