Termine: Zeiten nach Vereinbarung
Ödön von Horvàth (1901 – 1938) gilt unter anderem deshalb als Erneuerer des Volkstheaters, weil er oftmals die Lebensumstände perspektivloser Zeitgenossen in den Mittelpunkt seiner Stücke rückt und ihnen so eine Stimme gibt. Seine Protagonistinnen werden in starren patriarchalen Strukturen zerrieben und bleiben doch stets Mensch.
Im Fall der Regensburger Lehrerin Elly Maldaque – die 1930 aufgrund angeblicher kommunistischer Umtriebe aus dem Staatsdienst entlassen wurde und kurze Zeit später in einer Nervenheilanstalt verstarb – ist Horvàths Versuch leider unvollendet geblieben.
Was wäre, wenn wir sein Fragment fertig schrieben?
Welche Fragen würden wir stellen?
Wem würden wir diese Fragen stellen?
Wem würden wir also eine Stimme geben?
Könnte es eine gute Idee sein, Kinder und Jugendliche zu fragen, wie sie sich Schule vorstellen?
Ganz konkret:
Was wollen wir lernen?
Wie wollen wir lernen?
Wem nützt unser Lernen?
Wer soll uns unterrichten?
Wer soll uns prüfen?
Der Weg zum Erwachsenwerden ist seit Jahrtausenden mit denselben menschlichen Problemen gekennzeichnet und doch stehen junge Menschen vor neuen Herausforderungen. Was Generationen davor als selbstverständlich empfunden haben – Frieden, eine lebenswerte noch intakte Umwelt, wirtschaftliche Stabilität – ist nicht mehr gegeben.
Kinder und Jugendliche lernen, damit umzugehen. Die Zukunft wird sie am längsten betreffen, daher ist die ältere Generation aufgefordert, ihnen zunächst eine zu hinterlassen.
Dazu gehört auch, Schule so zu organisieren, dass die junge Generation eigene Antworten auf die drängenden Fragen ihrer Zeit finden kann.
Denn wer selbst die Zukunft gestaltet, wird keine Angst haben, die Welt könnte untergehen.